Gone Girl

Von  //  8. Januar 2015  //  Tagged:  //  3 Kommentare

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Heutzutage hat man Verwandte, aber eben keine Familie mehr.  Ein Begleitumstand dessen ist die Fusion von Öffentlichem und Privatem. Das Resultat sind völlig gedemütigte Einzelne, die am Schaulaufen hassen müssen, dass es Ihnen auch deshalb nicht gelingen wird, weil die Show, in der sie einmal Held sein können, eine Falle ist. „Gone Girl“ weiß den Umstand zu nutzen, dass erstens die sogenannte praktische Welt keinen Platz  mehr für die Wahrheit aufbringen kann – und sie daher aufspaltet – und dass zweitens die mediale Welt das Auf- oder Abgespaltene nur dafür nutzt Gewinn zu erwirtschaften.

In diesem Fall handelt es sich um den Auf-und Abgespaltenen Nick Dunne (Ben Affleck). Schon der Name Dunne verrät eine gewisse Trägheit, auf jeden Fall ein Abfinden mit der eigenen Durchschnittlichkeit. Nick ist der Typ, der gerne Sportspiele schaut, Playstation spielt und Frauen eher gewohnheitsmäßig anbaggert. Er rechnet mit und erwartet keinen Erfolg. So lernt er Amy (Rosamund Pike) kennen. Amy ist das genaue Gegenteil. Von den Eltern für eine Kinderbuchreihe ausgeschlachtet und zum chronischen Erfolg gezwungen, dabei leichtherzig und mit dem „Arsch einer zwanzigjährigen Stripteasetänzerin“ gesegnet. Das klingt wie die ideale, daher langweilige Voraussetzung für ein Chick-Flick, dem femininen Gegenpart zum maskulinen Horrorfilm. Doch in Zeiten, in denen die Geschlechterrollen heftig diskutiert werden, vermischen sich auch die polaren Enden des Wohlfühlalptraums. Am fünften Hochzeitstag verschwindet Amy. Die ermittelnde Beamte Rhonda Boney (Kim Dickens) wittert ein Verbrechen. Überzogene Kreditkartenrechnungen, und das Tagebuch von Amy flankieren ihre Behauptung. Dann behauptet auch noch eine Nachbarin, von der Nick noch nie etwas bemerkte, dass Amy schwanger ist.

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Genau dort enden die Zugeständnisse an das Genre des Murder Play. In „Gone Girl“ geht es nicht um Nach- und Beweisen, nicht um Deduktion und Spurensicherung, sondern um das Gewinnen und Verlieren von Sympathie durch die Medien. Nick ist ein Amateur im Umgang mit Medien. Er grinst zu schräg, hält zu glatte Pressevorträge, und ahnt erst nach einer Beratung durch den Anwalt Tanner Bolt (Tyler Perry) in welche Scheiße er sich durch seine echte Anteilnahme geritten hat. Amy dagegen ist ein medialer Vollprofi. Von klein auf das Spiel mit der Kamera gewohnt, darf der Plot bereits nach der Hälfte des Films verraten, dass die Ermordung fingiert war. Mit kleinteiliger Akribie bereitete sie den Rufmord an ihrem Mann vor. Er bemühte sich eben nicht genug um sie. Nick kann erst mit Tanners Hilfe kontern und allmählich an Boden und Zuspruch gewinnen.

„Gone Girl“ ist die Geschichte einer Vergewaltigung, zu mindestens eines Missbrauchs – von einem Mann durch eine Frau. Amy ist ein Raubtier und die bevorzugte Beute heißt Aufmerksamkeit, aber nicht irgendeine Aufmerksamkeit, sondern die von ihr Eingeforderte: Sieh mich als besten Freund, als beste Liebhaberin, als Arbeitskollege und klopfende Hand auf der Schulter. Tut ein männlicher Gegenpart ihr nicht den Gefallen, vernichtet sie seinen Ruf. Nick ist nicht das erste Opfer. Einen Exfreund von ihr brandmarkte sie als Vergewaltiger, einen anderen als irren Stalker. Erst als Nick sich wehrt, in dem er die Regeln des Medienspiels akzeptiert, muss Amy umdisponieren. Am Ende kehrt sie zu Nick zurück und zwingt ihm eine scheinbar glückliche Ehe auf.

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Die Medien bilden spätestens seit den 1920ern das Zentrum eines gesellschaftsweiten phänomenalen Bedürfnisbefriedigungsunternehmens und motivationalen Erfüllungsprogramms. Dieses Zentrum erfüllt die doppelte Funktion, nicht bloß ihren Opfern eine für die soziale Ausbeutung erforderliche kompensatorische Befriedigung und Erfüllung zu verschaffen, sondern mehr noch die Befriedigungs- und Erfüllungsleistungen mit dem Geist der Verwertung als solchem zu versöhnen und an das Schicksal der Ausbeutung selbst sich charakterologisch gewöhnen zu lassen. Nick will von Amy weg: mit Recht, weil in ihrem Schatten gar nicht sich leben lässt, und weil des Schreckens keine Ende ist, wenn immer nur wieder Schuld mit eingeflößten Schuldgefühlen bezahlt werden soll. Nick will von Amy weg, doch er schafft es nicht. Amy ist ein Ein-Frau-Brot-und-Spiele-Komplex, dessen zentrales Sein die Medien selbst sind. Sie lebt mit anderen Worten davon, dass sie alles, was sie über Beziehung und Zweisamkeit abkopiert, je schon auf die gestaltgewordene Normalität und Vorbildlichkeit eben dieser Verwertungsgesellschaft zurückbezieht. Da bleibt Nick nur die Wahlmöglichkeit schief oder gar nicht zu grinsen.

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Regie: David Fincher, USA 2014. 149Minuten


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3 Kommentare zu "Gone Girl"

  1. Joris Julius-Sabinus 29. Januar 2015 um 15:45 Uhr · Antworten

    Hallo Furio, ich denke nicht, dass es in erster Linie darum geht „diese verrückte sau“ als solche zu zeigen. Die Autorin der Romanvorlage, Gillian Flynn, studierte nicht ganz zufällig Journalismus und arbeitete als Fernsehkritikerin. Bereits auf der englischen Wikipedia-Seite zu ihr findest du folgendes Zitat: „“trampy, vampy, bitchy types – but there’s still a big pushback against the idea that women can be just pragmatically evil, bad, and selfish“ Und „Gone Girl“ verbindet eben die Idee einer „pragmatically evil“ Frau mit den Filtern, die üblicherweise von Medien benutzt werden, um Ehekrisen und tragödien aufzuarbeiten. Er zeigt wie obsolet diese Filter sind und eben auch das Frauenbild, nachdem gefiltert wird.

  2. furio kiefer 28. Januar 2015 um 21:42 Uhr · Antworten

    hallo joris, nicht uninteressante sichtweise von dir, aber meiner meinung nach ging es auch (oder vor allem) darum, dass diese verrückte sau von eheweib ne abartige völlig duchgeknallte borderlinerin war. oder wie siehst du das nach meinem bescheidenen einwand zu deiner filmkritik?

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