The Strange Colour of Your Body’s Tears

Von  //  7. September 2014  //  Tagged: , , ,  //  Keine Kommentare

the strange colour of your bodys tears
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Was der katalanische Jugendstilarchitekt Antoni Gaudí für die Stadt Barcelona, das ist der in Flandern geborene Architekt Victor Horta für Brüssel. Hortas unverwechselbare Jugendstilhäuser prägen noch heute das Bild der belgischen Hauptstadt. Eines von ihnen ist der heimliche Hauptdarsteller in The Strange Colour of Your Body Tears, dem neuen experimentellen Neo-Giallo von Hélène Cattet und Bruno Forzani. Das sympathische Paar war am 5. September 2014 zu Gast bei der Aufführung des Films beim Fantasy Filmfest in Frankfurt am Main. Leider musste Hélène früher gehen, da der Film nicht das einzige gemeinsame Kind ist, welches das Paar zu betreuen hat. Aber nach der Vorstellung stand Bruno Forzani für die Fragen des Publikums bereit. Was er zu sagen hatte war ebenso interessant und inspirierend, wie der Film selbst.

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So sprach er davon, dass The Strange Colour of Your Body Tears eine labyrinthische Struktur aufweise, welche der verwinkelten Architektur des Gebäudes entspreche. Beim Skript haben sie sich einer stereoskopischen Schreibweise bedient. Wie diese genau aussieht, konnte leider nicht vertieft werden. Jedenfalls ist der Film dafür gemacht, dass man ihn nicht einmal, sondern oft anschaut und zwar am besten im Kino. Nicht nur die Bilder kommen dort natürlichen am besten zur Wirkung. Auch das extrem dominante und ausgefeilte Sounddesign ist speziell für die Wirkung im Kinosaal entwickelt. Bruno Forzani zufolge gewinne der Film zudem mit jeder neuen Sichtung an Tiefe. – Dass dies keineswegs hohle Phrasen eines arroganten Regisseurs sind, konnte ich selbst erleben. Für mich war dies die zweite Sichtung des Films, wobei ich ihn das erste Mal auf DVD angeschaut hatte. Und bereits bei diesem zweiten Mal sah ich The Strange Colour of Your Body Tears mit ganz anderen Augen und hörte ihn auch mit ganz anderen Ohren.

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Auf der rein narrativen Ebene zeigt The Strange Colour of Your Body Tears, wie Dan Kristensen (Klaus Tange) von einer Dienstreise aus Frankfurt nach Brüssel zurückkehrt. Dort findet er sein Apartment von innen verschlossen vor. Nachdem Dan sich mit Gewalt Zutritt zu seiner Wohnung verschafft, stellt er fest, dass seine Frau verschwunden ist. Als er sich im Haus nach seiner Frau erkundigt, zeigt sich, dass auch eine Nachbarin ihren Mann vermisst. Doch damit fangen die rätselhaften Ereignisse erst an. Noch verwirrender wird es, als am nächsten Tag ein Mann an Dans Tür klopft, der sich als Kommissar Vincentelli (ebenfalls Klaus Tange) vorstellt… Was hierauf folgt ist ein surrealer audiovisueller Reigen, ein zunehmend absurderes und oft den Zuschauer atemlos machendes Stakkato an visuellen und an akustischen Reizen.

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Manchmal nimmt die visuelle Reizüberflutung Ausmaße an, als wollten die Regisseure dem Zuschauer ihre Bilder direkt in die Netzhaut einbrennen. Hinzu kommt eine Geräuschkulisse, die nicht nur aufgrund ihrer schieren Lautstärke oftmals hart an die Schmerzgrenze geht. Es sind Klänge, wie gezielte Faustschläge: ein Zerren und Reißen, ein Knallen und Knacken, ein Schlitzen und Stechen, ein Stöhnen und Schreien. Hinzu kommt eine Bildebene, die von knalligen Farben zu Schwarz-Weiß und wieder zurück wechselt, auf einen grellen Kamerablitz folgt ein Negativbild der gezeigten Szene, bunte Jugendstil-Glasfenster verformen sich zu abstrakten Rhomben, aus konkreten Objekten werden reine geometrische Formen, die sich in einem kaleidoskopartigen Farb- und Formwirbel auflösen, wechselnde Split-Screens zerteilen Gesichter und setzen sie neu zusammen. Harte Schnitte zerhacken Bildsequenzen und bilden immer wieder neue Bildfolgen. Einzelne fetischistische Bilder und markante Geräusche werden so oft nur leicht variiert wiederholt, dass man bereits um Gnade winseln möchte, als die scheinbare Zeitschleife sich endlich auflöst.

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Aber was bedeutet schon eine Auflösung in einem Film, in dem jede Erklärung bloß die Tür in ein noch vertrackteres Labyrinth öffnet? Das Raum-Zeit-Kontinuum, die ehernen Gesetze der Logik und die heimatliche Vertrautheit, die in Begriffen wie Identität oder Erinnerung liegt, werden allesamt gnadenlos ausgehebelt. – Und doch zeichnet sich bei der zweiten Sichtung des Films ein geheimer Bauplan ab, wo beim ersten Anschauen nur eine verwirrende Willkür zu herrschen schien. Jetzt würde ich sagen, dass sich ein Großteil der vielen einzelnen verstreuten Puzzlestücke zu einem größeren Ganzen fügen lässt, das so etwas, wie eine kohärente Geschichte ergibt. Doch zwischen diesen Puzzleteilen finden sich jede Menge irrationale Freistellen, Leerräume, die mit reiner Improvisation ausgefüllt sind, locker improvisierter Jazz, spielerischer Exzess. – Ebenso gut ist jedoch denkbar, dass bei weiteren Sichtungen plötzlich jedes einzelne Teichen an seinen Platz fällt und einen geheimen Sinn offenbart. Es ist aber ebenso denkbar, dass am Ende das gesamte Kartenhaus mit Karacho wieder in sich zusammenstürzt.

The Strange Colour of Your Body Tears ist ein anstrengender, aber absolut großartiger Film, den man sich nicht nur mehrfach anschauen kann, sondern den man sich unbedingt möglichst oft anschauen muss!

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L’étrange couleur des larmes de ton corps, Belgien/Frankreich/Luxemburg 2013, Regie: Hélène Cattet, Bruno Forzani


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