Work Hard, Play Hard

Von  //  4. Dezember 2012  //  Tagged: , ,  //  Keine Kommentare

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Work Hard, Play Hard. Was sich anhört wie der Titel eines Baustellen-Gay-Pornos, ist in Wahrheit eine Dokumentation über die Arbeitsbedingungen (angehender) Manager. Mich beschlich bei der Sichtung des Films öfter mal das Gefühl, einen Tierfilm über eine andere Spezies zu sehen. Auf den ersten Blick sehen die von der Kamera begleiteten Wesen aus wie handelsübliche Arbeitnehmer, je länger man ihnen aber bei ihren seltsamen Verrichtungen und Ritualen zusieht, desto unsicherer wird man, ob das normale Menschen sein können. Schlipsträger und Kostümierte machen sich bei Selbsterfahrungsworkshops zum Affen und lassen beim Assessment-Center die Hosen runter. Pardon: Sie werden gechallenged, um in den Flow zu kommen und Changeprozesse anzustoßen.

Aber der Reihe nach, wie jeder anständige Naturfilm beginnt auch Work Hard, Play Hard damit, das Habitat der betrachteten Spezies zu beleuchten: In diesem Fall weitläufige Bauten aus Glas, Beton und farbigem Edelhartplastik, erbaut einzig mit dem Ziel, ihre „Bewohner“ von der Welt abzuschirmen. In pseudo-heimeligen Warmtonzonen, Communication-Areas und Chillout-Bereichen sollen sie kreativ sein (aber auch nicht zu kreativ) und möglichst vergessen, dass es da draußen auch noch eine andere Realität gibt, eine Realität mit Schlangen an Aldi-Kassen, Brötchen vom Vortag und Gelsenkirchener Barock, eine Realität mit Kaninchenzüchtervereinen und Taubendreck auf Altbaufassaden. Die Interieurs wirken wie 3D-Animationen von Architekturmodellen; durchgestylt, futuristisch, staubfrei und unecht. Damit die hier arbeitenden Wesen zumindest das Gefühl haben, an so etwas wie Leben teilzunehmen, werden sie hin und wieder in Selbsterfahrungscamps im Wald verfrachtet, wo sie Mantras zur Teamführung skandieren, bevor sie (natürlich sicher angeschirrt) von Pöllern hopsen, und mit verbundenen Augen Gruppenaufgaben in Bunkerschächten erledigen. Alles natürlich pädagogisch wertvoll und zur Verbesserung der Leader-Qualitäten und der social Skills konzipiert. Es scheint, als wäre der Preis für die Abschottung hinter Glas die Aufgabe jeglicher Alltagskompetenz. Ich bin sicher, dass der Durchschnitt alleinerziehender Eltern die Feld-Wald-und-Wiesen-Herausforderungen in den Führungskräfte-Selbsterfahrungstrainigs mit Links und einem müden Lächeln erledigen würden.

Damit wären wir beim nächsten thematischen Schwerpunkt angekommen: Was machen die Protagonisten der Brave New Working World eigentlich, wenn sie auf der Arbeit sind? In weiten Strecken begleitet die Kamera sie dabei das zu tun, was sie am besten können: Selbstvermarktung und Karriereleiterklettering. Es scheint, als sei die Aussicht auf einen Position in der nächsthöheren Stufe in der Rangordnung ausreichend, um Leute ihre Selbstachtung und den Schutz ihrer Privatsphäre vergessen zu lassen. In stundenlangen Frage-Antwort-Spielchen lassen Anwärter auf noch tollere Posten in noch sterileren Konferenz-, Besprechungs- und Workareas sich von Kienbaum-Consultants in ihren emotionalen Intimbreich gucken. Schnöseliges Gefloskel, nervös-gequältes Lachen, Gehabe. Abteilungsleiter lassen sich darin schulen, mit Hilfe von spezieller Software Mitarbeiterprofile zu erstellen und die Motivation des Teams mit Hilfe morgendlicher Lesungen von Statistiken und Quoten zu steigern. Experten im Change-Management dozieren in Teamsitzungen in peinlichstem Neusprech darüber, mit welchen Mitteln die von der Geschäftsleitung gewollten Verhaltensänderungen in die Mitarbeiterköpfen „einzupflanzen“ sind. Diese Leute sind sich wirklich für nichts zu schade. Merken die denn nix?

Ich merke jedenfalls was: Mir ist langweilig. Die euphemistischen Gespräche über die Optimierung der human ressources öden mich an. Die hundertste Kamerafahrt durch Konferenzräume ebenso. Aber die Regisseurin ist gnadenlos. Sie zeigt die Managerwesen ausschließlich in ihrer Arbeitsumgebung, im Breitbildformat, in langen Einstellungen. Was die Kamera einfängt, sind Fassaden. Fassaden von Firmenzentralen und von Menschen. Nur selten sind Risse im Hochglanzlack erkennbar, etwa wenn die Teilnehmer des Assessment Centers auf das Urteil der Profiler warten, den Blick starr auf ein Smartphone gerichtet. Dennoch bleibt die Dokumentation selektiv. Man sieht den Riss in der Hülle, aber ob sich dahinter irgendeine Art von Lebensinhalt befindet oder doch wieder nur warme Luft, bleibt offen. Bei mir führt das zu einer paradoxen Reaktion: Ich habe Mitleid mit diesen reichen, gut angezogenen, leistungswilligen Leuten, deren größte Freude in der Betrachtung einer nach oben ansteigenden Kurve auf einem Bildschirm besteht. Ich hoffe, dass sie jenseits der Glasfassaden noch einen Alltag haben, Familie, einen Dackel, vielleicht wenigstens eine Autofahrt zur Arbeit.

Deutschland 2011, Regie: Carmen Losmann

Die DVD ist im Oktober 2012 bei good!movies erschienen.


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Über den Autor

Bianca Sukrow, geb. in Aachen, ist Literaturwissenschaftlerin, Mitgründerin des Leerzeichen e.V., freie Lektorin und Journalistin. Im persönlichen Umgang ist sie launisch, besserwisserisch und pedantisch.

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