Blu-ray: Who Killed Marilyn?

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Der psychisch angeschlagene Krimiautor Rousseau (Jean-Paul Rove als zerknitterter Schriftsteller mit Schreibblockade und vehementer Ideenlosigkeit) fährt mit seinem klapprigen Wagen in die Provinz um das Erbe seines verstorbenen Onkels abzugreifen. Allein, der Weinberg und der Besitz geht an die Stadt, er selbst bekommt nur einen ausgestopften Hund. Wieder nichts. Die Nacht im tristen Gasthof wird kalt; es hat ordentlich geschneit, und die Heizung ist defekt. Wie es das Schicksal will, wurde eben die Leiche einer jungen Frau, der schönen Candice (Sophie Quinton) gefunden, erfroren im Schnee. Die Zeichen deuten auf Selbstmord. Ein Faktum, das der Dorfbüttel allzu schnell und gerne als Todesursache zu akzeptieren bereit ist. Rousseau allerdings wittert ein Geheimnis und macht sich auf die Spur. Da zeigt sich, dass die Käsekönigin der Franche-Comté ein verwickeltes Leben geführt hat – und die Ermittlungen führen zu obskuren Parallelen im Leben von Marilyn Monroe…

Die häufig aus dem Kontext gerissene Sentenz Adornos , „Es gibt kein richtiges Leben im falschen“, ist ein geflügeltes Wort geworden. Hier wäre die Umkehrung passender: für Candice gibt es kein Leben im richtigen. Denn der normale Alltag kann ihr nichts bieten in diesem tiefverschneiten hinterletzten Kaff. Also erfindet sie sich selbst neu, erschafft eine Kunstfigur, die an Marilyn Monroe erinnert. Ein Star, den sie verehrt, und dem sie verblüffend ähnlich sieht, als sie sich auf Anraten eines Photographen hin die Haare blondiert. Sie immitiert deren Posen, das Lachen, ihr Aussehen. Sie gibt sich einen Künstlernamen, gewinnt das Casting bei einem käseherstellenden Molkereibetrieb, wird schließlich regional bekannt und beliebt, das öffentliche Interesse an ihrer Person nimmt zu. Ihr Leben wird augenscheinlich erst lebenswert in einem falschen, in ihrer Kunstpersona.

So auch der Film selbst, der für sich genommen ebenso eine Kopie ist. Der als Mashup beliebter Genrestandards selbst eine Dopplung ist. Der stark mit Motiven aus David Lynchs TWIN PEAKS spielt, und immer wieder Anleihen bei den Filmen der Coen-Brüdern findet. Vor allem FARGO mit all seinem Schnee, seiner Kauzigkeit und der Weltabgeschiedenheit wäre da zu nennen. Ironischerweise ist auch nicht der Krimiautor, sondern Candice/Marilyn die eigentliche Hauptfigur in diesem Film, obwohl sie bei Filmbeginn bereits tot ist, und dann weitestgehend abwesend. Doch der Film löst das Problem mit Kunstkniffen. Es gibt etwa eine ausgeklügelte Rückblendenstruktur, die durch versteckt gehaltene und dann von Rousseau gefundene Tagebücher ausgelöst wird, oder eine Anspielung auf SUNSET BOULEVARD: denn Candice ist Off-Erzählerin aus dem Jenseits, führt ein, nimmt das Publikum an der Hand. Kennt zuerst ihre Stimme, später erst dann das Gesicht. Immer wieder tritt sie dann für kurze Momente als Kommentatorin in Erscheinung. So ist der Film selbst ein gutes Stück weit ein falscher. Einer, der sich seiner Traditionen besinnt, Motive klaut und zitiert, und dabei doch eigene Wege zu gehen versucht. Der mit der Überführung der Komödie in die Farce, die in einer Provinzposse endet, nicht nur ordentlich zu unterhalten weiß, sondern mit einem feinen Blick für Details ein spannendes, eng geknüpftes Netz aus Verweisen spinnt, und so keinen lächerlichen, sondern einen tighten, ironischen und selbstreflexiven Kriminalfilm als Whodunit abliefert.

WHO KILLED MARILYN? überzeugt mit seiner Lakonie und einem extrem trockenen, treffsicheren Humor. Dabei übertreibt es der Film nicht, findet stets die richtige Balance und driftet nie in dümmliche Gefilde ab. Auch seine Figuren verrät er nicht, erhebt sich auch nicht über die manchmal durchaus skurrilen Figuren der Dorfbevölkerung. Viel eher scheint hier alles aus dem Gefüge geraten zu sein, denn wie unschwer zu erkennen ist: mit dem Intellektuellen aus der Großstadt ist es auch nicht weit her. Wer stets auf sehr simple Weise das Gefüge zu stabilisieren versucht, ist der mundfaule Dorfpolizist. Er sitzt am Schreibtisch, tagein, tagaus, und vertreibt sich die Zeit mit diesem Geschicklichkeitsspielzeug, bei dem Metallkugeln in die kleinen Löcher einer Bilderoberfläche platziert werden müssen. Sein Liebstes scheint das mit dem Motiv aus Gustave Courbets berühmtestem Bild, Der Ursprung der Welt, zu sein: die Kugeln müssen rund um die gespreizten Beine einer nackt daliegenden Dame versenkt werden. Auf diesen Hinweis hätte man als Zuschauer besser achten sollen: es dreht sich, auch in der Mordsache Marilyn, alles wieder mal um den Sex.

Frankreich 2011; Regie: Gérald Hustache-Mathieu.

Die Blu-ray und DVD sind gestern bei Koch Media erschienen und im Handel erhältlich.


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Über den Autor

Michael Schleeh schaut vor allem asiatische Filme. Seit ein paar Jahren betreibt er das Blog SCHNEELAND und schreibt Reviews für verschiedene Webseiten. Indisches Regionalkino ist sein aktuellstes Ding. ~~ Michaels Filmtagebuch: http://letterboxd.com/schneeland/ ~ Michaels Twitter: @mono_micha

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