Die Läufige Leinwand

Von  //  8. Februar 2012  //  Tagged:  //  2 Kommentare

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Nachdem der Pornofilm als Genre sowohl von Filmhistorikern als auch von Filmwissenschaftlern insbesondere in Deutschland lange Zeit allzu stiefmütterlich behandelt wurde, scheint sich der Umgang mit diesem nicht mehr ganz so delikatem Thema langsam aber sicher auch hierzulande zu entkrampfen. Nur wenige Monate nachdem der verdienstvolle Bertz & Fischer Verlag mit der Essaysammlung Sex und Subversion eine Veröffentlichung wagte, die auf die breit gefächerten Spielarten des Pornofilms hinweist und dem interessierten Leser profunde Analysen mit auf den Weg gibt. Es gibt viel zu entdecken – vorausgesetzt man ist bereit, sich vorurteilsfrei Filmen nähern zu können, denen sich leider nur in den seltensten Fällen vorurteilsfrei genähert wird. Einer der besten Beiträge aus diesem empfehlenswerten Buch stammt von Christian Kessler, der nicht wenigen Freunden des abseitigen Films ein Begriff sein dürfte. Nicht nur gehen (seit langer Zeit vergriffene) Bücher über das italienische Genrekino auf sein Konto, auch die Splatting Image bereichert Kessler als redaktionelles Urgestein mit durchweg lesenswerten Texten, die für ihren unterhaltsamen Stil ebenso bekannt sind wie für hohen Kenntnisreichtum. Die Nischen, in die sich Kessler setzt, die leuchtet er zuvor gründlich aus.

Mit Die Läufige Leinwand ist nun im Martin Schmitz Verlag Kesslers eigenes Kompendium des amerikanischen Pornofilms der Siebzigerjahre erschienen. Ein Herzensprojekt, das vor beinahe zehn Jahren begonnen wurde – ein kleines Wunder, das dieses bescheidene und doch so üppige Werk nun endlich vorliegt und der Autor seiner verschmitzten Schreibe treu geblieben ist. Trotz eines gelegentlich etwas plauderhaften Tons nimmt Die Läufige Leinwand die Filme und die Personen dahinter ernst, hat auch für die schlampigen Schnellschüsse unter den besprochenen Werken mehr als ein paar standardisierte Sätze übrig. Platt gesagt, jeder Film wird hier gleichwertig und fair behandelt. Was noch viel wichtiger ist: Kessler schreibt selbst in weniger schmeichelhaften Texten niemals von oben herab, auf Häme und billige Anzüglichkeiten verzichtet er durchweg. Wohlgemerkt ohne seine streng persönliche Perspektive zu verraten oder in akademische Betrachtungsweisen zu verfallen. Letzteres, so Kessler ganz richtig, haben Autoren wie Linda Williams bereits vorbildlich gemeistert.

Betont subjektiv ist die Zusammenstellung ausgefallen, die zwar die Bandbreite hinlänglich bekannter Klassiker von The Devil in Miss Jones über Behind The Green Door und The Opening of Misty Beethoven bis hin zu Baby Face, Taboo und Cafe Flesh relativ umfassend abdeckt, selbst dem fortgeschrittenen Fan des Golden Age of Porn aber diverse weniger bekannte Perlen zutage fördert. Auch die meist verleugneten Frühwerke bekannter Regisseure wie Abel Ferrara, William Lustig, Wes Craven oder Troma-Chef Lloyd Kaufman finden Erwähnung. Die Vielfalt der abgedeckten Strömungen umfasst sowohl die avandgardistischen Kunst-Pornos als auch die rein kommerziell eingekurbelten Rammelstreifen. Mit Hilfe exzellente ausgesuchter Interviews mit zahlreichen Business-Größen beschwört das Buch eine Zeit herauf, in der Porno noch Subversion bedeutete, unmittelbar mit sexueller Befreiung und möglichen rechtlichen Konsequenzen verbunden war. Bevor AIDS und die Videotechnik dem Pornofilm klassischer Couleur ein Ende bereiteten. Kultstars wie Veronica Hart, Jamie Gillis und Zebedy Colt erweisen sich als ergiebige Gesprächspartner, die mit zahlreichen Vorurteilen aufräumen und Filme wie „Hardcore – Ein Vater sieht rot“ und „Boogie Nights“ aufgrund ihrer Klischeehaftigkeit teils scharf kritisieren.

Erfreulich und im Zeitalter einer blühenden Blogger-Kultur nur konsequent ist die Idee, den Inhalt des Buches auszuweiten und auf einem eigens eingerichteten Blog fortzuschreiben. Hier finden sich sowohl Rezensionen als auch Interviews, die es (vornehmlich wohl aus Platzgründen, denn qualitativ besteht kein Unterschied) nicht in die gedruckte Version geschafft haben. Das – zugegeben: verzichtbare – Vorwort fällt äußerst knapp aus und fällt nur dehalb ins Auge, weil es von Gastautor Bela B. Felsenheimer verfasst wurde. Der Drummer der Ärzte stilisiert sich gern als Aushängeschild der deutschen Nerdkultur und lässt von Comics bis hin zu skurrilen Trashfilmen nichts aus. Seine Begeisterung für das Thema wirkt zwar nicht aufgesetzt, viel mehr als etwas Unterstützung mit seinem prominenten Namen hat er aber nicht beizusteuern. Ist ja nicht jeder ein Christian Kessler.

zuerst erschienen in: Moviebeta 03/2011

Im vergangenen Sommer durften wir Christian Kessler zu einer Lesung in Aachen empfangen. Kollege Eckhard Heck hatte ihm zu diesem Anlass bereits ein paar Fragen gestellt.


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2 Kommentare zu "Die Läufige Leinwand"

  1. Sano 8. Februar 2012 um 21:44 Uhr · Antworten

    Oje – Rechtschreibung ade. Es spricht immer einiges dafür, seine Kommentare vor dem Absenden noch ein zweites Mal durchzulesen…

  2. Sano 8. Februar 2012 um 21:43 Uhr · Antworten

    Dieses verdienstvolle Werk habe ich letztes Jahr auch aus den Händen des Herrn Kessler im Frankenland ergattert. Was mir dabei besonders gefällt, und in Zeiten standardisierter Paperbackveröffentlichungen zusätzlich Lob verdient: Die Gestaltung, das Layout, das Papier, überhaupt die ganze Arbeit am BUCH als soclhes ist dem martin Schmitz Verlag vorbildlich gelungen. Es ist immer wieder ein Genuss es in die hand zu nehmen und darin zu schmöckern.

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