Death Warrior

Von  //  13. Oktober 2011  //  Tagged: ,  //  Keine Kommentare

Das Gespann Cüneyt Arkin (Star) – Çetin Inanç (Regie) ist hierzulande am bekanntesten durch den delirischen Turkish Star Wars/Dünyayi kurtaran adam (1982); den beiden verdanken wir aber auch Dinge wie den beispielgebenden En büyük yumruk (1983) (in Deutschland dank exzessiver Gewaltdarstellung verboten, vielleicht aber auch, weil der Film mit stock footage Dinge anstellt, die geeignet sind, Heranwachsende und Hollywood-gewohnte Personen in ihrer Entwicklung zu gefährden – ist in einer geklauten Action-Szene eine US-Ladenaufschrift unübersehbar, so werden die Buchstaben einfach direkt auf dem Film ausgekratzt, und hat man bei einer Verfolgungsjagd kein Motorrad zur Hand, schiebt man eben mal schnell ein Fahrrad durchs Bild und hofft, dass es keiner merkt)… und eben dies hier.

Irgendwie geht’s diesmal wohl um Ninjas: zuerst tauchen via Jump Cut plötzlich zwei davon vor einem Opfer auf, das atemberaubend leer dreinglotzen kann, und dann wird Arkin von einem solchen angegriffen und die erste große Kampfszene läuft auf einer Wiese ab, die vermutlich wenig später Bauland für eine jener Plattenbauten wurde, die man andauernd im Bildhintergrund sieht. Per se mag das ja zulässig sein (der Film spielt in der Gegenwart), hat aber dennoch den Effekt: „Mama, wir gehen mal hinters Haus und drehen mit Inanç‘ neuer Kamera mal ’ne Ninjaszene!“ – „Ist gut, Kinder, aber seid zur Vesper wieder da! Und Cüneyt, mach dein Schwert nicht wieder voll Blut!“ (Erstaunlicherweise gelingt das auch, wiewohl er seinem Opponenten mehrmals überall vehement reinsticht.)

Eine Polizeisirene am Tatort besticht ob der nur kurzen Sirenentonaufnahme, die immer wieder kommt, bis sie durch zwei Rückblenden unterbrochen wird, in denen augenscheinlich deponiert wird, dass a) Arkin ein Kämpfer ist (was wir eben 5 min lang gesehen haben), aber auch b) dass die fiesen Ninjas in der Lage sind, einen Stein zu levitieren, und ihn dann so brutal an einen Baum zu punchen, dass er in einem kleinen Feuerball detoniert, worauf die Ninjas „Yeah! Yeah! Yeah!“ schreien und man sich auch nicht mehr über die folgenden Evil Dead-Kamerafahrten wundert, mithilfe derer jetzt der Reihe nach diverse Geschäftsleute draufgehen, die mutmaßlich mit der Frage „Hast du einen eleganten Anzug?“ gecastet wurden, wenn es nicht etwa die Financiers des Films sind.

Arkin erholt sich inzwischen mit einer Blondine (Strand, gemeinsamer Abwasch), bis man ihr plötzlich eine kopflose Taube durchs geschlossene Fenster an den Kopf wirft: die traditionelle Warnung der Ninjas?
Der „alte Mann“ aus Turkish Star Wars bzw. Oberschurke aus En büyük yumruk unterhält sich indes mit dem Bürgermeister (?) und Arkin (dessen Talent, im närrischsten Kontext sincerely dreinzusehen, durchaus respektgebietend ist) scheint sich dazu durchzuringen, der Polizei wieder zu helfen o.ä. und fliegt mit Stock Footage Air nach Amerika, wo er eine Lederjacke trägt und seinen Ausweis vorzeigt, dann aber doch schon in der nächsten Szene zurecht kommt, irgendwo im Dschungel zwei Leuten zu helfen, die von Ninjas bedrängt werden, welche sich aber, seiner angesichtig, in gelben Rauch auflösen.

Es geschehen dann zwischen längerer Exposition verschiedene Dinge; unter anderem steigt ein Zombie-Ninja aus einem Teich, kommt aber nicht mehr vor, und der irrsinnige Dicke aus Büyük, der hier wohl etwas wie einen Bürgermeister spielt, hält eine Pressekonferenz ab, während derer ein Kameramann samt Beleuchter andauernd im Kreis um ihn laufen; auch taucht kurz ein Monster, das aus Resten von Turkish Star Wars recycelt wurde und auf seine Art ganz cool aussieht, auf, und eine Triffids-Liane erwürgt ein paar Leute an einem Swimming Pool. Was der Kampf zwischen zwei Motorradgangs mit alledem zu tun hat, ist nicht ganz klar, aber wohl auch nicht so wichtig.

Dann verwandelt sich der Ober-Ninja in einen Zweit-Arkin, was aber nur die Folge hat, dass der echte Arkin Visionen zu Planet of the Apes-Musik bekommt, deren Höhepunkt die Verwandlung einer Frau in eine Kröte (in Normalgröße, aus Plastik) darstellt, mit welcher er dann ringt. Ansonsten wird gekämpft, erst im Höhlengelände aus Turkish Star Wars und dann auf etwas, das wie ein Golfplatz aussieht, und der Oberschurke wird zum guten Ende zu einer flammenden Marionette, die immer wieder hochkommt; als sie nicht mehr hochkommt, ist der Film aus.

Alles in allem: ein relativ (!) konventionelles Stück Unsinn, das aber immer noch gut für drei Bier und besser als Spielberg ist.

Ölüm Savasçisi, Türkei 1984, Regie: Çetin Inanç

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Über den Autor

Andreas Poletz (1185 bis 1231), aus Chorazin gebürtig, beschrieb seine Seele als »einen schrecklichen Sturm, umhüllt von ewiger Nacht«, und behauptete, dass er aus Verzweiflung begann, seine Hände und Arme zu zerfleischen und mit den Zähnen bis auf die Knochen zu zernagen (incipit manus et bracchia dilacerare et cum dentibus corrodere useque ad ossa). Ist aber nicht wahr.

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